Blutegeltherapie

Die Blutegeltherapie ist eine der ältesten Behandlungsmethoden, die wir kennen. Bis ins 19. Jahrhundert waren die Egel, deren Namen sich von "Echis" (=griechisch: kleine Schlange) ableitet, als Heilmittel anerkannt. Durch mehrere, unterschiedliche Faktoren (Entdeckung der Bakterien, Infektionslehre, etc.) verloren die kleinen Blutsauger ihren guten Ruf, bis in den 80er-Jahren ein erneutes Umdenken in der Medizin stattfand. Immer mehr Kunden suchten Alternativen zur reinen Schulmedizin und besannen sich zunehmend auf naturheilkundliche Verfahren. Der Trend geht mittlerweile eindeutig in Richtung zur ganzheitlichen Medizin. Heute kommen schätzungsweise 400.000 Egel jährlich in der Human- und Tiermedizin zum Einsatz.

Wissenswertes über Blutegel

  • Der Egel gehört zur Gattung der Ringelwürmer (Anneliden) und ist naher Verwandter des heimischen Regenwurms.
  • In der Medizin wird der "Hirudo medicinalis" verwendet ( eine von 14 verschiedenen Blutegelarten )
  • Die Körperlänge im Ruhezustand kann bis zu 15 cm erreichen, bei maximaler Streckung auch bis zu 30 cm. Die Breite des Egelkörpers erreicht 1-2 cm
  • Ein Blutegel besitzt 95 Ringe, davon gehören 9-10 zum Kopf, 5 Augenpaare auf dem Rücken, und an jedem Körperende einen Saugnapf. Der vordere Saugnapf beinhaltet die Mundöffnung.
  • Der Kiefer besteht aus 3 mercedessternartig angeordneten Kieferleisten, die jeweils mit ca. 80-90 beweglichen Kalksteinzähnchen besetzt sind.

 

  • Bei geeigneten Lebensbedingungen erreicht der Egel ein Alter von 20 - 27 Jahren
  • Eine Blutmahlzeit reicht dem Egel für die nächsten 1-2 Jahre

Wirkungsweise

  • Die Heilwirkung der Blutegel beruht auf zwei entscheidenden Faktoren
  • Der Speichel (Salvia), der beim Biss des Egels in das Blut gelangt enthält einen Wirkstoffcocktail, der gerinnungshemmend, lymphstrombeschleunigend, antithrombotisch und gefäßkrampflösend wirkt
  • Der Blutverlust durch die Anwendung verbessert ebenfalls die Fließeigenschaften des Blutes durch den erzeugten Mini-Aderlass

Wirkstoffcocktail

  • Der wichtigste Wirkstoff in der Salvia ist das Hirudin. Es hemmt die Blutgerinnung bereits während des Saugaktes und verhindert somit die Thrombenbildung. Hirudin wird heute bereits von mehreren Pharmafirmen gentechnisch hergestellt und erfolgreich z.B. in Salben gegen Venenleiden verwendet
  • Calin hemmt ebenfalls die Blutgerinnung. Es führt zu einem sog. sanften Aderlass, bei dem die bis zu 12 Stunden dauernde Nachblutung der Wunde  für eine reinigende Wirkung sorgt

 

 

  • Egline verflüssigen abgestorbenes (nekrotisches) Gewebe und verbessern somit dessen Abtransport über das lymphatische System
  • Histamin oder histaminähnliche Substanzen bewirken eine Erweiterung der Blutgefäße
  • Der Wirkstoffcocktail wird durch Inhaltsstoffe wie Bdelline, Apyrasen, Kollagenasen, etc. abgerundet. Diese wirken ebenfalls gefäßerweiternd und spielen zudem eine Rolle bei der Entzündungs- und Gerinnungshemmung im Körper

 

  • Blutmenge pro Egel ca. 20 - 60 ml
  • Nachblutung bis zu 12 Stunden

 

 

Hauptsächliche Anwendungsgebiete in der Pferdepraxis

 

  • Sehnenscheidenentzündung Tendovaginitis

 

  • Sehnenentzündung Tendinitis

 

  • Kniescheibenverrenkung Patellaluxation

 

  • Verletzungen und Risse Raghaden

 

  • Hufrolle Podotrochlose

 

  • Gelenksentzündung Arthritis und Arthrose

 

  • Schleimbeutelentzündung Bursitis Piephacke